Blutinsel by Ulrich Hefner

Blutinsel by Ulrich Hefner

Autor:Ulrich Hefner [Hefner, Ulrich]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2013-04-16T22:00:00+00:00


22

Parish Hall, Hell’s Kitchen Island, Maine,

18. März 2007, 23.00 Uhr (Sonntag)

Brian saß in der Ecke und blätterte in dem riesigen ledergebundenen Buch, in dem der jeweils amtierende Master of the Island seit dem frühen 19. Jahrhundert alle außergewöhnlichen Vorfälle eingetragen hatte. Das umfangreiche Register war nicht einfach zu lesen, denn die Einträge waren handschriftlich verfasst und manchmal nur schwer zu entziffern. Ab und zu notierte Brian auf einem Notizzettel ein Datum und den dazugehörigen Vorfall, doch nach siebzehn Seiten war er noch immer nicht im Jahr 1900 angekommen.

»Vor 116 Jahren wurde hier ein Seemann von einem Schafhirten erschlagen«, murmelte er. »Der Hirte wurde durch das zuständige Bezirksgericht des Cumberland County in Brunswick zum Tode durch den Strang verurteilt.«

Cathy saß hinter ihrem Schreibtisch und warf einen nachdenklichen Blick auf das Flipchart, das neben dem Fenster stand und auf dem die Liste mit den verdächtigen Personen aufgezeichnet war. Inzwischen waren sieben Personen durchgestrichen, weil ihre Schuhgröße nicht mit der aufgefundenen Schuhspur im Boot des ermordeten William Evans in Einklang zu bringen war.

»Was hat das mit unserem Fall zu tun?«, fragte Cathy leicht gereizt.

»Der Ermordete hieß William C. Hurst und stammte von der Insel.«

»Ich glaube nicht, dass die Sache etwas mit den Morden zu tun hat, vor hundertsechzehn Jahren war selbst der alte Admiral noch nicht geboren, und der Mörder wurde ja bestraft.«

»Ich meinte ja nur«, entschuldigte sich Brian, der eigentlich nur versucht hatte, Cathy aus ihren Grübeleien zu reißen.

»Es ist wie verhext«, seufzte sie. »Jetzt können wir wieder von vorne anfangen. Ich habe das Gefühl, wir drehen uns im Kreis. Ich dachte, mit der Schuhgröße hätten wir endlich eine handfeste Spur, auf der wir unsere Ermittlungen aufbauen können, aber jetzt, nachdem dieser Indianer die Spuren bei Bergmans Leiche gefunden hat, ist alles wieder offen. Sogar Logan könnte wieder der Täter sein. Wir kommen hier einfach nicht weiter.«

»Nein, ich glaube mittlerweile auch, dass wir Logan vertrauen können. Und für mich ist die Sache noch nicht so eindeutig. Es könnte sein, dass die Spuren zufällig …«

»Ach, das glaubst du doch selbst nicht. Wenn jemand aus dem Dorf zufällig auf die Leiche gestoßen wäre, dann hätte er das sicher gemeldet.«

»Und wenn sich Tremblay irrt?«

»Ich glaube nicht, dass sich Collingdale von einem Anfänger vertreten lässt, er weiß, was hier auf dieser Insel abgeht.«

Brian blätterte eine weitere Seite im Register um. »Sieh an, 3. Februar 1910, Southern Shoals. Kurs SSO, Viermastschoner SS Jupiter, gesunken. Siebzehn Tote, keine Überlebenden. Heimathafen Boston, Kapitän Dennis Leclerque. Sturm, 10–12 aus NNO. Fünfzehn Seemänner, der Kapitän und der Steuermann ertranken in den Southern Shoals.«

Cathy erhob sich, ging an das Flipchart und blätterte die Seite um.

»Ich werde Stoddart sagen, dass wir hier nicht weiterkommen. Die Leute haben Recht. Wenn ich hier leben würde, dann würde ich auch meine Koffer packen und so schnell es geht verschwinden. Dieser Verrückte macht nicht einmal vor Frauen Halt.«

Brian erhob sich, trat an ihre Seite und legte ihr den Arm um die Schultern. »Gibst du so schnell auf? Hast du auch damals so schnell aufgegeben, damals bei deinem Mann?«

Cathy riss ich los, drehte sich zu Brian um und funkelte ihn mit bösen Augen an.



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